(Quelle SZ vom 23.06.2020)
Seit 1960 gibt es die Firma John-Optik an der Bautzner Straße. Vieles hat sich seitdem geändert, nur eines nicht.
Von Ina Förster
Die John-Augenoptik in Kamenz feiert 60-jähriges Jubiläum. Inhaberin Carola Büttner (r.) und Mitarbeiterin Heike Schäfer freuen sich über zarten Aufwind in der Corona-Krise.
© Matthias Schumann
Kamenz. Sonnenbrillen sind zurzeit gefragt. Das versöhnt bei "John-Optik" in Kamenz ein bisschen mit den zurückliegenden schwierigen Monaten. "Wir konnten zwar durchgehend eine Notfallversorgung anbieten, aber weil nicht genau klar war, was wir dürfen und was nicht, waren es auch für uns unsichere Zeiten", sagt Chefin Carola Büttner.
Seit Ende April ist das Geschäft an der Bautzner Straße wieder zu den gewohnten Öffnungszeiten für die Kundschaft da. Im Mai lief es allerdings noch verhalten. "Im Juni spüren wir, dass die alten Zeiten zurückkommen. Das tut allen gut", sagt die Optiker-Meisterin.
Dieser Tage steht ein Jubiläum ins Haus. Seit 60 Jahren ist das Optiker-Geschäft am Start. Der Standort an der ehemaligen Hauptverkehrsader hat sich bewährt. Selbst als viele der Läden nach und nach schlossen und sich der Handel mehr an den Stadtrand verlagerte.
"Wir sind alteingesessene Kamenzer, wollen etwas für die Innenstadt tun", so die 54-jährige Chefin. Seit letztem Jahr ist sie Kassenwart in der City-Initiative. Das hat auch, aber nicht nur damit zu tun, dass sie nicht "Nein" sagen kann...
Früher Vertragsoptiker für NVA und Volkspolizei
Vor 14 Jahren hat sie den Traditionsladen übernommen. Am 20. Juni 1960 hatten Günter und Ursula John, beide staatlich geprüfte Augenoptiker und Augenoptikermeister, an der Bautzner Straße ihr Fachgeschäft eröffnet. Obwohl es in der DDR zu diesen Zeiten ein recht beschwerlicher Weg war, hatten sie den Mut und die Energie, als selbstständige Handwerker zu arbeiten.
Vorher war Ursula John in der Augenklinik Görlitz tätig. Sie absolvierte Lehrgänge, unter anderem für die Behandlung des Schielens an der Uni-Klinik Leipzig. Damit machten sich Johns einen Namen. Günter John wurde durch die Berufsgruppe Augenoptik der Handwerkskammer zum Obmann der Augenoptiker des Kreises berufen. Er war auch Vertrauensmann der Staatlichen Versicherung (DVA). Als Vertragsoptiker unterstützte er sowohl die NVA als auch die Volkspolizei.
1990 bis 1991 wurde das Fachgeschäft vergrößert und auf den neuesten Stand gebracht. Bis dann 1996 Tochter Heike Schäfer, ebenfalls staatlich geprüfte Augenoptikerin und Augenoptikermeisterin, das Geschäft übernahm. Zehn Jahre lang führte sie es, am 1. März 2006 übergab sie es aus familiären Gründen und um die Tradition des Augenoptiker-Handwerks fortzuführen an Carola Büttner. "Ich hatte schon bei Johns gelernt und gehörte sozusagen irgendwie mit zum Familienbetrieb", erinnert sie sich.
Feiern und Urlaub laufen an, der Brillenkauf auch
Mittlerweile hat Carola Büttner ihre ehemalige Chefin Heike Schäfer als Mitarbeiterin eingestellt. "Das Leben ist Veränderung. Doch das Geschäft John-Optik gibt es eben auch nach sechs Jahrzehnten noch", sagt sie. Dank moderner Augen-Messtechnik halte man sich gut am Markt. Die Kundschaft schätzt die persönliche Beratung und das breitgefächerte Sortiment.
Im Geschäft merkt man sogar, dass aktuell nach der Corona-Pause wieder mehr geheiratet wird und größere Feierlichkeiten stattfinden. "Eine neue Brille holen sich die meisten, wenn sie etwas vorhaben. Außerdem fährt man wieder in den Urlaub. Da braucht der ein oder andere eine neue Sonnenbrille. Gut für uns!", freut sich Carola Büttner.
(Quelle SZ vom 23.06.2020)